Der Spanische Krieg by Renn Ludwig
Autor:Renn, Ludwig [Renn, Ludwig]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2015-12-11T16:00:00+00:00
Die Herren Generale,
Mamita mia,
Hab‘n uns verraten.
Wer hat denn diese Herren,
Mamita mia,
So schlecht beraten
Madrid, du wunderbare,
Mamita mia,
Dich wollten sie nehmen.
Doch deiner treuen Söhne
Mamita mia,
Brauchst dich nicht zu schämen.
Und alle deine Tränen,
Mamita mia,
Die werden wir rächen.
Und die verfluchte Knechtschaft,
Mamita mia,
Die werden wir brechen.
Sie sangen das voller Begeisterung und wir mit ihnen. Als es eine Pause im Gesang gab, hörten wir auf dem Platz unter uns Geräusche. Ein spanischer Leutnant ging hinaus und kam strahlend wieder: »Es sind die italienischen Gefangenen«, rief er. »Der ganze Platz ist voll.«
»Alle sprangen auf und strömten zur Tür hinaus ins Dunkle.
Jemand hielt von der Doppeltreppe unseres Hauses eine Rede auf italienisch. Das war ein Sergeant der Garibaldinos. Von den Gefangenen unten waren in der Dunkelheit nur die Helme, Mützen, Kapuzen und ein Teil der Gesichter zu sehen.
Der Garibaldino sprach klingend und mit großem Schwung.
Als er geendet hatte, begann unten jemand die Bandiera Rossa zu singen, das Lied von der Roten Fahne. Einige fielen ein. Dann sangen plötzlich alle. Diese italienischen Faschisten-Truppen kannten alle das große revolutionäre Lied Italiens!
Hätte Mussolini das gehört, es hätte ihn vor Wut zerrissen.
19. März. Nachdem gestern die Garibaldinos die Verteidigung der Faschisten rechts von uns zertrümmert hatten, sollten heute wir und Lister auf der Hochebene mit Mussolinis Truppen aufräumen. Das schien mir aber nicht so einfach. Wir würden keine Unterstützung von so vielen Flugzeugen und Panzern haben. Die Panzerleute sagten uns, sie versänken im Schlamm, wenn sie von der Straße herunterführen, und auf unserem Gefechtsabschnitt gab es außer der großen Straße nach Zaragoza keine festen Wege.
Das Wetter war schlimmer denn je. Ein spanischer Offizier sagte mir mit einem Blick hinaus: »Das ist der Tag von San José!«
»Und was bedeutet das?«
»Da ist das schlimmste Wetter des Jahres.«
Auf dem Platz lag Schneematsch. Es schneite und taute mir sofort auf dem Mantel.
Als wir vorn ankamen, traten wir frierend auf der Höhe herum und versuchten, etwas warm zu werden, wurden aber nur von Minute zu Minute nässer. Zu sehen war nichts, da der Regen und Schnee strichweise immer die Aussicht verhängte.
Zu Mittag meldeten die Franzosen, sie hätten die Casa del Cobo besetzt, die sie gestern nicht nehmen konnten. Die Faschisten hatten keinen Widerstand mehr geleistet. Das war freilich eine Nachricht, die uns hoffen ließ, der Angriff würde auch an anderen Stellen gelingen.
13.40 Uhr sollte die allgemeine Vorwärtsbewegung unserer Brigade beginnen. Wir blickten dann und wann auf die Uhr. Fünf Minuten vor der angesetzten Zeit begann ein heftiger Regenguß, der rasch in Schnee überging. Nicht mehr fünfzig Meter weit konnte man sehen. Dazu wurde es schneidend kalt. Der Wind mußte den Faschisten diesen eisigen Schnee ins Gesicht treiben.
Nach einer Viertelstunde war das Ärgste vorbei. Nun sah man die Landschaft wieder. Sie war weiß geworden. Kein Mensch auf der Fläche bis zum Walde. Etwas später ging ich wie gestern mit Richard wieder vor. Der Weg war noch schlechter geworden. Wir rutschten mit den Schuhen hin und her und zogen sie aus dem glucksenden Schlamm.
Als wir zum Loch von Franz kamen, lachte er: »Heute geht es besser! Dort vorn könnt ihr unsere Kompanien gerade noch in den Büschen verschwinden sehen.
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